dieses Zeichen in den Galerien bedeutet »verkauft« bzw. »Dauerleihgabe« |
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Ausstellung im Neikes-Forum im Dogenpalast Altes Rathaus, Hannover 1999 |
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Gedanken zu den Arbeiten von Helga OlufsBegegnet bin ich den Arbeiten von Helga Olufs zum ersten Mal vor nicht mehr als 3 Jahren anlässlich der Eröffnung der Aventhofter Ausstellung des Photographen Hartwig Klappert aus Berlin. Wir waren eingeladen, Ihr Atelier zu besuchen – Heute weiß ich, dass dies ein besonderes Entgegenkommen war, denn ihre Arbeiten entstehen eher in Stille und Zurückgezogenheit – ich komme darauf zurück – . Ich begegnete den Bildern und Papierarbeiten einer Künstlerin, deren Werk eine eigenwillige und durch und durch eigenständige Position in der Tradition nicht – gegenständlicher Kunst einnimmt. Ich wurde neugierig, denn der Klang dieser stillen und doch so ganz präsenten Arbeiten berührte mich. Die Beschäftigung mit ihrem Werdegang war in der Zwischenzeit vor allem ein Blick durch verschiedene Veröffentlichungen zu ihrem Werk. Immer ging es dabei um Farbe, Fläche, Bildraum – um Bilder, die (ganz in der Tradition so genannter konkreter Kunst) autonome Bildkörper schufen, ohne Abbild zu sein, Bewegung im Bild ohne Perspektiven oder Bildtiefen. Die Geschichte der modernen sog. Abstrakten Kunst war in langen Jahren ihrer Blütezeit vor und nach dem zweiten Weltkrieg geprägt durch eine – wie es der Begriff in wörtlichem Verständnis auch sagt – Kunst, die über die Wiedergabe der Wirklichkeit hinaus ging, ohne das reale Gegenüber vergessen zu machen. Man abstrahierte das Abgebildete eben, veränderte, verzerrte, mutierte bis hin zur Unkenntlichkeit, man spielte mit der Wirklichkeit. Das war der Beginn der MODERNE, beginnend mit Cézanne, Picasso, mit den Künstlern des Blauen Reiter, des Bauhauses, all den großen und großartigen Werken Kandinskys und des de Stijl. Mit Künstlern wie z. B. Mondrian oder auch Josef Albers begann aber eine weitere Stufe der Entwicklung, die vertieft, verfeinert, bis in die heutige Zeit immer wieder großartige Werke hervorgebracht hat, welche über die reine Abstraktion hinaus zur Autonomie des Kunstwerkes führten. Das war für viele auch der Höhepunkt – und vielleicht aus heutiger Sicht das beginnende Ende der Moderne, der Avantgarde, die in ihrer Blütezeit der Kunst und dem Künstler so die Aura des Schöpfers verlieh. Darüber ist viel nachgedacht und geschrieben worden, ich kann dies hier nur streifen. Die deutsche Nachkriegskunst hat viele großartige Künstler hervorgebracht, die autonome, konkrete Werke schufen, genannt seien hier nur Nay, Baumeister, die Gruppe Zero, Gotthart Graubner, Raimund Girke, Raimer Jochims oder Ulrich Erben, Jerry Zeniuk und Rolf Rose aus Hamburg . Geblieben ist die große Freiheit des „everything goes“. Zurück zu Helga Olufs. Ich erwähnte ihre früheren Bilder, die mal konstruktiv im Bildaufbau, mal freier die Farbe in den Mittelpunkt des Gestaltens setzten. Sie kreiste in langen Jahren um die verschiedensten Möglichkeiten, das Thema FARBE umzusetzen. Immer waren dabei ihre Arbeiten konkret - und die Bildfläche vermied Tiefenwirkung und Perspektive. Mal trug sie Farbe materialhaft auf - vermischt mit Sand und stofflich. Mal waren es die reinen Pigmente, die dünn lasierend und unvermischt aufgetragen, gestrichen und getrieben werden. Ich weiß nicht, ob ihre neuen Arbeiten gänzlich neue Wege beschreiten. Neu scheint mir indessen eine verblüffende „Selbstverständlichkeit“ und Reife zu sein, welche sie ausstrahlen. Gänzlich neu ist die Verwendung von Materialien wie Zeitungen, Zeitschriften nicht, sie hat sie früher eincollagiert und als Elemente des Bildaufbaus genutzt. Neu ist danach vielleicht, dass sie heute allein aber sehr konsequent Bildträger, Bildhintergrund sind, auf welchen sich ihre Bild – oder besser Farbschöpfungen ereignen. Anders gesagt: Sie treten ein in einen stummen und von ihren ursprünglichen Mitteilungen befreiten Dialog mit Farbe und Bildraum. Das Besondere in diesen neuen Werken scheint mir die Konsequenz zu sein, mit welcher sie die Summe ihrer Bilderfahrungen über Jahre in Werken versammelt, die das Hohe Lied der Freiheit der Malerei zu singen scheinen. Ihr Kolorit hat sich zu reinen, häufig unvermischten Farbtönen entwickelt, die einander flächig in klarer Instrumentalisierung begegnen. Und wie gesagt, eine illusionistische Wirkung von Raumtiefe wird vermieden – hier um so mehr, als der Bildträger Zeitung, Magazin fast im Sinne der Ernüchterung immer präsent bleibt. Betont wird die Bildoberfläche ganz im Sinne der Grundauffassungen der konkreten Kunst. Ich erwähnte ihr Atelier in Aventoft. Wer das Vergnügen hatte, dort Einlass zu erhalten, der weiß, dass es unzweifelhafte Parallelen und sicher Wechselwirkungen zwischen ihrer Arbeit, ihrer Arbeitsweise und Atelier gibt. Alles ist an seinem Platz, ein klarer, von Licht durchfluteter Raum mit hohen Fensterfronten, die Innen und Außen aufzuheben scheinen. Weiß (so neutral es eben geht) ist die dominante „Farbe“ von Wänden und Einrichtung. Hier stören wenige Relikte, wenig anderes als leere Leinwände, weiße Papiere, Papierrollen und eben sorgsam gepflegten Depots von Farbpigmenten. Selten, dass frühere und bereits gerahmte Werke sich dazu gesellen. Wenn, dann sind sie voraussichtlich als notwendiges Echo zum „work in progress“ zu verstehen. Ich beschreibe meine Erinnerung an ihr Studio, da ich eine unzweifelhafte Verbindung zwischen der Askese des Raumes und der vielfältigen Stille ihrer Arbeiten empfinde. Dort ist sie ganz bei sich und ganz im Fluss ihrer künstlerischen Arbeit. Übrigens, ein zweiter Ort der stillen Inspiration und Ausgangspunkt für ihre Bildwelten könnte ihr Blumengarten sein, ganz nur der Ihre, abgetrennt vom sonstigen Gartengelände wie eine Insel – ein Refugium. Mir kam bei der Vorbereitung dieser Gedanken zu ihrem Werk in den Sinn, ihre Arbeitsweise, den Rhythmus ihrer Malerei im Kontext der Musik zu sehen. Ein erster Gedanke war, all ihre Werke haben einen besonderen, einen eigenen „Klang“. Eine Melodie ist es nicht, denn ihnen fehlt ja gewollt im freien Umgang mit Strukturen jede Form - bildende Gestaltung. Weiterhin: Auch Harmonie ist nur bedingt in ihren Arbeiten zu finden, dazu gibt es zu viele und gewollt gesetzte Störfaktoren wie z. B. gegen den Farbfluss gesetzte collagierte Elemente, Kleckser, Schlieren usw. Mir als Jazzfreund drängt sich der Bezug zu wesentlichen Elementen der Jazzmusik auf: Rhythmus, Phrasierung und Improvisation, Sound. Gerade die neuen Arbeiten spielen ja geradezu im Sinne freier Improvisation und im Gegensatz zur sorgfältig vorbereiteten Bildkonstruktion – sprich Komposition – mit dem planfreien Ausdruck im Moment. Hier bündelt sich die Summe ihrer über Jahre angeeigneten ästhetischen Erfahrungen in Bildern voller Spontaneität, in souveränen Farbspielen des Augenblicks. Rhythmus, wie wir ihn im Jazz verstehen und erleben und dessen Substanz zuvorderst der Swing, der „Drive“ ist, lebt von den Störfaktoren des Off – Beat, der Polyrhythmen, des Vor – und Nachverlagern der Töne. Das alles spüre ich in diesen Arbeiten mit ihren Brüchen und spontanen Gegenläufigkeiten – dem dynamischen Beziehungsgeflecht von Farbe, Farbklang, Collageelementen und Bildträger. Das – so meine ich – macht ihre Eigenheit und Eigenwilligkeit aus: Ihr unverwechselbarer Ausdruck, ihre Handschrift, wie man so sagt. Das kennen wir ja auch aus der Welt der Jazzmusik. Wie kaum in einer anderen Musikgattung ist es der eigene „Sound“, der den Musiker auszeichnet. Und wenn es dann ein so unverwechselbarer ist wie beispielsweise bei Miles Davis und dem unverkennbare Ton seiner tief traurig klingenden Trompete und eben dem als Cool Jazz berühmt gewordenen Klang oder dem romantisch, dramatisch sprudelnden Pianokaskaden eines Keith Jarrett, ja dann sind es eben die großen und jederzeit schon nach Sekunden des Hörens zu identifizierenden Persönlichkeiten dieser Kunstgattung. Daran dachte ich auch beim Betrachten der neuen Arbeiten von Helga Olufs. Ihre Größe und Reife besteht eben darin, dass sie die Summe aller Bilderfahrungen über Jahrzehnte eines Künstlerlebens zu ziehen scheinen. Sie, die Künstlerin ist dabei zugleich angekommen bei der Unverwechselbarkeit ihrer eigenen Bildsprache. Man kann den Klang, den „Sound“ dieser Bilder fühlen – verstehen kann man sie, wenn man sie nicht ergründen, sondern ihnen allein lauschen will. Rainer Haarmann, 2012 |
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